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Die Erde brodelt: Yellowstone National Park

Unschöne Erinnerungen − Bevor es am nächsten Tag in den Yellowstone geht, werden wir von einem ehemaligen Militärdöggu auf Nanuq angesprochen. Er ist voll des Lobes für Land Rover, die seiner Meinung nach besser sind als die modernen Hammer der US Armee. Zudem erinnert er sich daran, wo er das letzte Mal einen Land Rover gesehen hat. Es sei im 6-Tage-Krieg gewesen, nur hatte dieses Exemplar dort in der Seite ein Loch von einer Rakete gehabt.

 

The best in its class − Der Yellowstone ist der weltweit erste Nationalpark und bis heute einer der grössten. Wir zählen ihn ausserdem zu einem der schönsten und vielfältigsten Nationalparks, den wir kennen. Vor 2 Millionen bis 600’000 Jahren liessen drei heftige Vulkaneruptionen einen riesigen Krater entstehen, in welchem sich heute der Yellowstone befindet. Seine Geysirs, Hot Springs, Mud Pots und Fumarolen werden immer noch durch die Hitze der Magma im Erdinnern betrieben. Nebst diesem Naturschauspiel ist der Park auchfür seine Tierwelt bekannt.

 

Auf Nummer Sicher − Durch den Nordeingang, welcher zu dieser Jahreszeit nebst dem Westeingang der einzige offene Zugang ist,gelangen wir in den Park. Als erstes besuchen wir das Visitor Center bei den Mammoth Hot Springs, um abzuklären, welche Strassen schon befahrbar sind und wo kürzlich Wildlife gesichtet wurde. Der Park ist momentan noch zur Hälfte geschlossen. Offen und mit dem Auto befahrbar sind die Strassen zum Canyon Village und zum Old Faithful. Ebenfalls befahrbar ist die Strecke Richtung Nordosteingag, die Lamar Valley Road. Diesen Teil sparen wir uns aber bewusst für den Abend auf, weil dort in den letzten Tagen viel Wildlife gesichtet wurde und die Tiere bei Einbruch der Dunkelheit am aktivsten sind.

Auf Empfehlung des Rangers fahren als nächstes zum Campground, um einen Platz für die Nacht zu reservieren. Der Mammoth Hotsprings Campground ist im Winter der einzige Zeltplatzinnerhalb des Parks, der geöffnet ist. Da wir zudem am Wochenende dort sind, wollen wir auf lieber auf Nummer Sicher gehen. 

 

Natürliches Spa− Nach der Registrierung geht unsere Erkundungstour im Park endlich los. Bei Mammoth Hotsprings gelangt mineralhaltiges, im Erdinnern durch vulkanische Aktivitäten erwärmtes Wasser an die Oberfläche. Die Mineralien- und Kalkpartikel lagern sich ab und bilden eine terrassenförmige Landschaft. An einigen Stellen ist der Felsvöllig ausgetrocknet, an anderen fliesst fortwährend Wasser und bildet neue Stufen. Die Farben in und um die Wasserstellen reichen von weiss, gelb, grün türkis und rotbraun. Sie sind auf die unterschiedlichen Wassertemperaturen und die damit zusammenhängenden verschiedenartigen und -farbigen Bakterien und Algen, die auf dem Stein leben, zurückzuführen. Es gilt je heisser das Wasser, desto farbloser ist das Gestein, da hier nur sehr wenige Organismen überleben können. So ist es rund um die Quellen meist klar und weiss.

Unten an den Hotsprings erblicken wir einige Rehe. Sie nutzen an kalten Tagen die Terassen als Wärmekissen.

 

Auf leisen (und schnellen) Pfoten − Nach diesem interessanten Rundgang fahren wir nach Süden zum Norris Geysir Basin. Und dann geht es sehr schnell. Ein Tier kreuzt die Strasse und verschwindet im Unterholz. Wir schauen uns fragend an, war das nun ein Wolf oder ein Coyote. Mit Hilfe des Infoprospekts des Parks identifizieren wir das Tier anhand der Grösse, Fellfarbe und Gangart nachträglich als Wolf. Nach einem Wiederansiedlungsprojekt leben heute rund 160 Wölfe im Park. Auf die Grösse des Yellowstones gesehen ist dies allerdings nicht sonderlich viel.

 

Bitte einmal tief einatmen − Das Norris Geysir Basin beherbergt, wie es der Name schon sagt, mehrere Geysirs, darunter auch den Steamboat Geysir. Dieser ist der weltweit grösste, aktive Geysir. Er bricht in unregelmässigen Abständen aus und kann dann eine Höhe von 300 - 400 Feet (90 - 120 Meter) erreichen. Leider gehören wir nicht zu den Glücklichen, die dieses Schauspiel live miterleben dürfen. Trotzdem ist der Rundgang schön und wir können viele andere blubernde und rauchende Geysirs und Pools beobachten und riechen. Der Schwefelgeruch erinnert an faule Eier oder ein Fotolabor. Für die grandiose Landschaft nimmt man den Gestank aber gerne in Kauf. Fast mystisch erscheint uns der Büffel, der an einer Quelle trinkt und dabei von Dampf eingenebelt ist. Im Wald treffen wir zudem einen Elk (grosse Hirschart).

 

Wildlife − Die Zeit vergeht schnell und wir fahren zurück zu den Mammoth Hotsprings und dann Richtung Nordosteingang. Die Lamar Valley Road bietet eine schöne Fahrt durch hügeliges Gelände, wo Büffel, Rehe und Hirsche grasen. Hier möchte man am liebsten bleiben!! Das sanfte Licht der untergehenden Sonne taucht die Szene in ein goldenes Licht. Ein Coyote kreuzt die Strasse und schaut sich kurz unser komisches Gefährt an, bevor er im Gebüsch verwindet. Irgendwo wurde ein Wolf gesichtet, der Beute gemacht hat. Leider kommen wir rund 2 Stunden zu spät, der Wolf hat sich längst aus dem Staub gemacht. Trotzdem suchen ein paar Geduldige mit ihren riesigen Feldstechern weiterhin die Umgebung ab, in der Hoffnung, dass das Tier nochmals zurückkehrt. An einer anderen Stelle trollt sich weit oben am Hang ein Bär. Selbst mit unserem grossen Teleobjektiv (500 mm) können wir ihn nur als kleinen Punkt erkennen.

Bald wird es dunkel und wir machen uns schweren Herzens auf den Rückweg, dabei fahren wirauf eine Wagenkolonne auf, die am Strassenrand hält. Ein eindeutigesZeichen, dass es irgendwo etwas zu sehen gibt. Sofort tasten unsere Augen die Gegend ab... Nichts! Lulu: «Die luegä au do hingerä. Wahrschinläch isch wieder irgend öpis am Hogär obä» «Meinsch?» «Jo, lue doch. Die luegä aui gäge üs.» Lulu lehnt sich aus dem Fenster, um besser nach hinten schauen zu können... «ä Bär!!» Direkt neben unserem Auto macht er sich über die Sträucher her. Nun ist uns auch klar, warum die Leute alle zu uns starren :-)

Nach einem Foto ist der Film zu Ende und bei der Digitalkamera gibt just im gleichen Moment die Batterie den Geist auf. Profis wie wir sind, haben wir Ersatzbatterien und -Film schnell zur Hand :-). Trotzdem, die Fotos sind alle unscharf, da es schon etwas zu dunkel ist. Das nervt zwar ein wenig aber Fotos sind schliesslich nicht alles. Wir werden das Erlebnis in guter Erinnerung behalten. Und wie müssen sich erst jene Fotografen nerven, die vielleicht ein scharfes Bild des Bärs aber daneben auch noch unseren Nanuq abgebildet haben?! ;-)

Wir kehren nach der, vom Campground vorgeschrieben, Nachruhe ins Camp zurück. Zum Glück ist Nanuq’s Motor ja so leise und das Türe schliessen geht auch ganz sanft ;-).

 

Wechseldusche − Am Montag besichtigen wir zuerst den Grand Canyon of the Yellowstone. Am North und South Rim entlang halten wir an verschiedenen Lookout Points. Von hier hat man wunderbare Blicke auf den Canyon und auf die Lower und Upper Falls.

Beim Canyon Village bereiten wir unsere Sandwiches fürs Mittagessen zu. Dummerweise beginnt es aber genau jetzt an zu schneien :-( Apropos Schnee: Wir haben eigentlich mehr erwartet, immerhin befindet sich der Park grösstenteils auf über 2000 m. Einige Wanderwege und etwa die Hälfte des Parks sind zwar noch immer geschlossen (Wintersperre) aber die freigegebenen Strassen sind alle absolut schneefrei und an vielen Stellen ist von der weissen Pracht auch abseits der Strasse nicht mehr viel zu sehen.

Auf dem Weg zum Old Faithful stoppen wir beim Lower Geysir Basin und Midway Geysir Basin. Wie im Yellowstone typisch blubbert und dämpft es überall. Ein Büffel blockiert den Weg auf dem hölzernen Boardwalk und so müssen wir halt eine Richtungsänderung vornehmen. Da der Boden überall heiss sein kann, muss man auf den markierten Gehwegen und Holzstegen bleiben. Wir halten uns daran, obwohl die Versuchung gross ist, für ein besseres Fotos ein paar Schritte zur Seite zu machen.

Liegt es wohl an der roten Jacke, dass ein anderer Büffel im Stechschritt auf Lulu zukommt? Sie ergreift sicherheitshalber die Flucht Richtung Auto, während sich Markus für ein tolles Actionfoto in Position bringt :-).

 

Der Treue − Beim Old Faithful Geysir können wir nur noch den Schluss seines Ausbruchs miterleben. Da die nächste Eruption erst in rund 94 Minuten erwartet wird, machen wir uns auf einen Rundgang durchs Upper Geysir Basin. Beim farbintensiven Morning Glory Pool geniessen wir die Ruhe und vergessen dabei total die Zeit. Das hat den positiven Effekt, dass wir auf dem Rückweg den Ausbruch des Riverside Geysirs mitbekommen. Im Dunst des Wassers bildet sich ein Regenbogen, wodurch das Spektakel nochmals an Schönheit gewinnt. Als wir ein paar Stunden später wieder an unserem Ausgangspunkt Old Faithful ankommen, fängt es erneut an zu schneien und zu winden. Wir beschliessen trotzdem bis zum nächsten Ausbruch auszuharren und werden reichlich belohnt. Gerade im richtigen Moment (18:45 Uhr) klärt sich der Himmel auf und die Wasserfontäne des Old Faithful schiesst ungefähr 50 Meter hoch in den blauen Himmel. Während des nur wenige Minuten dauernden Spektakels dringen so 14’000 - 32’000 Liter siedendes Wasser an die Erdoberfläche. Im Gegensatz zur Hauptsaison, wo sich die Touristen um den Old Faithful drängen, schauen heute nur ein paar wenige Leute dem Schauspiel zu.

Wir halten noch kurz beim Black Sand Basin. Leider sind die Farben der Pools nicht mehr ersichtlich, da die Sonne schon zu tief am Horizont steht. Dafür ergibt das verbleibende Licht zusammen mit dem Dampf der heissen Quellen eine interessante Stimmung.

 

Früh übt sich... − Auf dem Weg nach West Yellowstone können wir nochmals Büffel mit ihren Jungen, einen Wolf, ein Coyote, Gänse, Schwäne und Graureiher beobachten. Die jungen Büffel sind wirklich süss und unterhaltsam. Sie rennen wie die Halbwilden im Kreis, hüpfen über Baumstämme und sinken schliesslich erschöpft im Grass nieder.

West Yellowstone ist um diese Jahreszeit noch völlig ausgestorben. So bleibt nichts anderes übrig, als ein Nachtessen im McDonalds und eine Nacht auf dem Motelparkplatz.